Emilio Vedova, Ohne Titel. 1956.Emilio Vedova 1919 Venedig ? 2006 ebendaGouache und Blei auf Zeitungspapier. Mit einer Einfassungslinie in schwarzem Faserstift. Signiert "EMILIO VEDOVA" sowie datiert u.li. Am o. Rand wohl von Künstlerhand auf Untersatzpapier montiert, dieses verso mit weiteren Bleistiftskizzen. Im Passepartout hinter Glas in schmaler Holzleiste gerahmt.Provenienz: Nachlass des Bildhauers Gottfried Kohl (1921 Freiberg-2012 Freiberg). Kohl bereiste zwischen 1959 und 1961 Italien und hat w?hrend dieser Reise auch seinen Künstlerkollegen Emilio Vedova besucht.Vgl. Lit.: Emilio Vedova. 1919 ? 2006. Publikation zur Ausstellung in der Berlinischen Galerie. Berlin, 25.1. ? 20.4.2008; zuvor in Rom, Galleria d'arte moderna, 7.10.2007 ? 6.1.2008. Hrsg. von Angelandreina Rorro und Alessandra Barbuto.Innerhalb der nach dem Zweiten Weltkrieg international ausgetragenen künstlerischen Auseinandersetzung zwischen gegenst?ndlicher und ungegenst?ndlicher Malerei und ihrer politischen Implikation propagierte Emilio Vedova vehement die Ausdrucksm?glichkeiten einer abstrakten Malerei. Seiner Ansicht nach konnte sie die seelisch-emotionalen Motivationen des Individuums in freien Gesten zusammen mit der autonomen Wirkkraft von Formen und Farben am eindringlichsten veranschaulichen. Dabei verstand er sich und seine Kunst stets als durchaus politisch und gesellschaftskritisch engagiert. Sein Schaffen unter das "Etikett: Informel!" einordnen zu lassen, lehnte Vedova jedoch als zu oberfl?chlich ab. Er selbst sah in den abstrakt-gestischen Formen seiner Malerei vielmehr Manifestationen tiefer Bewusstseinsstrukturen, die sich ihm im künstlerischen Prozess er?ffneten. Seine Arbeiten lassen sich als das Ergebnis einer leidenschaftlichen Suche nach Verwirklichung von bestimmten Beziehungen und Empfindungszust?nden verstehen, die bei Vedova immer auch mit dem Bestreben nach Ausgleich von Widersprüchlichkeiten einhergehen: Utopie und Realit?t, Ordnung und Turbulenz, Impulsivit?t und Ratio, Geste und Planung. In Anerkennung dieser Charakteristik Vedovas benannte der Kunstkritiker Giuseppe Marchiori ihn mit dem Oxymoron des "zivilen Wilden".Nachdem Vedova sich aus Bindungen verschiedener Künstlergruppen gel?st und eine Phase der Geometrisierung hinter sich gelassen hat, findet er gegen Ende der 50er Jahre zu dem ihm eigenen künstlerischen Ausdruck. "Ich fühle, wie das Eis in mir schmilzt. Gegen Ende 1950 durchlaufe ich eine Krise, ich lehne mich gegen die gesamte Geometrie auf, gegen die dominante Strenge meiner Bilder, und versuche meiner Arbeit eine Schwingung gr??erer Spontaneit?t zu vermitteln" (Vedova 1960). Die Komposition von 1956 steht zeitlich am Beginn dieser Umbruchsphase. In ihrer stilistischen Gestaltung weist sie auf Vedovas gro?formatig angelegte gemalten Zyklen der Folgejahre voraus. Der Bildtr?ger ist ein rechts zur Seite ins Hochformat gedrehter Zeitungsausschnitt mit einer Fotografie in Schwarz-Wei?. Aus der Nahansicht sind Damen und Herren erkennbar, die auf B?nken und Klappstühlen im Freien sitzen, teils Zeitung lesend, vielleicht in einem Park oder Café. Eine Dame mit Sonnenbrille und einem auff?llig gemusterten Kleid im unteren Bildteil hebt sich am deutlichsten ab. Diese Feiertagsstimmung bearbeitet Vedova mit teils lasierenden blauen und r?tlichen Pinselstrichen sowie kr?ftigen Akzenten in wei?, zinnoberrot, gelb und schwarz. Die zugrundeliegenden Formstrukturen werden teilweise mit einbezogen: etwa wiederholt und verl?ngert der Künstler in vertikalen wei?en Pinselstrichen die Formen der durchscheinenden Lehne der hellen Parkbank, durch die r?tliche Lasur wird der besagten Dame ein Teint verliehen. Insgesamt zeigt der Malduktus ein interessantes Gefüge spontan gesetzter Flecken, Striche und runden Formen, die, vor allem aus r?umlicher Distanz betrachtet, ?u?erst suggestiv wirken. Die Gegenst?ndlichkeit wird hier im Werk selbst aufgebrochen und in ein abstraktes Malerisches überführt.Lit.: Rorro, Angelandreina / Barbuto, Alessandra (Hrsg.): "Emilio Vedova. 1919?2006". Mailand 2007.size: 23 x 9,8 cm, Unters. 28,5 x 21,8 cm, Ra. 53,5 x 43,5 cm.Emilio Vedova, Ohne Titel. 1956.Emilio Vedova 1919 Venedig ? 2006 ebendaGouache und Blei auf Zeitungspapier. Mit einer Einfassungslinie in schwarzem Faserstift. Signiert "EMILIO VEDOVA" sowie datiert u.li. Am o. Rand wohl von Künstlerhand auf Untersatzpapier montiert, dieses verso mit weiteren Bleistiftskizzen. Im Passepartout hinter Glas in schmaler Holzleiste gerahmt.Provenienz: Nachlass des Bildhauers Gottfried Kohl (1921 Freiberg-2012 Freiberg). Kohl bereiste zwischen 1959 und 1961 Italien und hat w?hrend dieser Reise auch seinen Künstlerkollegen Emilio Vedova besucht.Vgl. Lit.: Emilio Vedova. 1919 ? 2006. Publikation zur Ausstellung in der Berlinischen Galerie. Berlin, 25.1. ? 20.4.2008; zuvor in Rom, Galleria d'arte moderna, 7.10.2007 ? 6.1.2008. Hrsg. von Angelandreina Rorro und Alessandra Barbuto.Innerhalb der nach dem Zweiten Weltkrieg international ausgetragenen künstlerischen Auseinandersetzung zwischen gegenst?ndlicher und ungegenst?ndlicher Malerei und ihrer politischen Implikation propagierte Emilio Vedova vehement die Ausdrucksm?glichkeiten einer abstrakten Malerei. Seiner Ansicht nach konnte sie die seelisch-emotionalen Motivationen des Individuums in freien Gesten zusammen mit der autonomen Wirkkraft von Formen und Farben am eindringlichsten veranschaulichen. Dabei verstand er sich und seine Kunst stets als durchaus politisch und gesellschaftskritisch engagiert. Sein Schaffen unter das "Etikett: Informel!" einordnen zu lassen, lehnte Vedova jedoch als zu oberfl?chlich ab. Er selbst sah in den abstrakt-gestischen Formen seiner Malerei vielmehr Manifestationen tiefer Bewusstseinsstrukturen, die sich ihm im künstlerischen Prozess er?ffneten. Seine Arbeiten lassen sich als das Ergebnis einer leidenschaftlichen Suche nach Verwirklichung von bestimmten Beziehungen und Empfindungszust?nden verstehen, die bei Vedova immer auch mit dem Bestreben nach Ausgleich von Widersprüchlichkeiten einhergehen: Utopie und Realit?t, Ordnung und Turbulenz, Impulsivit?t und Ratio, Geste und Planung. In Anerkennung dieser Charakteristik Vedovas benannte der Kunstkritiker Giuseppe Marchiori ihn mit dem Oxymoron des "zivilen Wilden".Nachdem Vedova sich aus Bindungen verschiedener Künstlergruppen gel?st und eine Phase der Geometrisierung hinter sich gelassen hat, findet er gegen Ende der 50er Jahre zu dem ihm eigenen künstlerischen Ausdruck. "Ich fühle, wie das Eis in mir schmilzt. Gegen Ende 1950 durchlaufe ich eine Krise, ich lehne mich gegen die gesamte Geometrie auf, gegen die dominante Strenge meiner Bilder, und versuche meiner Arbeit eine Schwingung gr??erer Spontaneit?t zu vermitteln" (Vedova 1960). Die Komposition von 1956 steht zeitlich am Beginn dieser Umbruchsphase. In ihrer stilistischen Gestaltung weist sie auf Vedovas gro?formatig angelegte gemalten Zyklen der Folgejahre voraus. Der Bildtr?ger ist ein rechts zur Seite ins Hochformat gedrehter Zeitungsausschnitt mit einer Fotografie in Schwarz-Wei?. Aus der Nahansicht sind Damen und Herren erkennbar, die auf B?nken und Klappstühlen im Freien sitzen, teils Zeitung lesend, vielleicht in einem Park oder Café. Eine Dame mit Sonnenbrille und einem auff?llig gemusterten Kleid im unteren Bildteil hebt sich am deutlichsten ab. Diese Feiertagsstimmung bearbeitet Vedova mit teils lasierenden blauen und r?tlichen Pinselstrichen sowie kr?ftigen Akzenten in wei?, zinnoberrot, gelb und schwarz. Die zugrundeliegenden Formstrukturen werden teilweise mit einbezogen: etwa