Meil, Johann Wilhelm: SkizzenbuchSkizzenbuch mit Figuren- und Tierstudien, Baumstudien, Illustrationsentwürfen sowie genrehaften Darstellungen. 48 Blatt, schwarze Kreide bzw. R?tel, wei? geh?ht sowie eine Tuschpinselzeichnung auf wei?em, graugrünem oder rosafarbenem Papier (vorwiegend recto und verso). 12,5 x 19,6 cm. Der aus einer thüringischen Künstlerfamilie stammende Zeichner, Illustrator und Radierer Johann Wilhelm Meil hatte sich im wesentlichen autodidaktisch gebildet, bevor er 1752, zur Blütezeit des friderizianischen Rokoko, nach Berlin kam. In der preu?ischen Hauptstadt machte Meil Bekanntschaft mit den angesehenen Bildhauern Johann Christian Hoppenhaupt und dessen Bruder Johann Michael d. ?lteren, für die er Radierungen nach deren kunstgewerblichen Entwürfen anfertigte. Bald schuf Meil auch Bl?tter nach eigener Erfindung. Zu seinen wichtigsten frühen Arbeiten z?hlen die Zeichnungen für zw?lf Marmorvasen auf der Terrasse vor der Bildergalerie in Sanssouci, die von ?rtlichen Bildhauern ausgeführt wurden. Meil war ein vielseitig begabtes Talent. Er war als Kostümzeichner für das Berliner Hoftheater t?tig und, wie Nagler bemerkte, "ein ebenso gelehrter als geschmackvoller Künstler, im Umgange freundlich und voll Witz". Meils gr??te Begabung lag jedoch auf dem Gebiet der Buchillustration. Er war stark literarisch interessiert und wurde 1756 Mitglied des Berliner Montagsclub, wo führende Geister der Aufkl?rung wie Friedrich Nicolai, Gotthold Ephraim Lessing und Moses Mendelssohn verkehrten. Meil radierte Titelbl?tter, Vignetten und Illustrationen für Werke von Lessing, J.G. Sulzer, Goethe, Wieland und anderen prominenten Autoren seiner Zeit, die in einer anmutigen, leichtfü?igen, vom franz?sischen Rokoko gepr?gten Stilsprache gestaltet waren. Unter dem Einflu? seines um nur wenige Jahre ?lteren Kollegen Daniel Chodowiecki wandte Meil sich in seinem sp?teren Werk einem mehr nüchternen, weniger gef?lligen Stil zu, der eine ungekünstelte Wiedergabe von Mensch und Natur anstrebte. Meil wurde 1766 Mitglied der Berliner Akademie und stieg innerhalb der Hierarchie dieses Instituts stetig auf. 1801 folgte er Chodowiecki schlie?lich als Direktor desselben nach.Das vorliegende, wohl um 1780-90 entstandene Skizzenbuch gibt ein anschauliches Bild von dem pointierten und treffsicheren Zeichenstil des Künstlers. Meil ist kein Mann der gro?en Gesten, seine Kunst hat eine kammermusikalische Intimit?t. In meist kleinformatigen Skizzen gelingt es ihm, ein Summum an Charakterisierung, erz?hlerischer Pointe und Atmosph?re zu erzielen. Seine spirituelle, oft humorvolle Beobachtungsgabe ver?t einen liebenswürdigen Sinn für das Menschliche und für das allt?gliche oder skurril wirkende Detail. Bemerkenswert ist die Rückenansicht einer schlanken, hochgewachsenen, à l'anglaise gekleideten Frau mit modischem Hut, langem Zopf und Parasol, wo der Zeichenstift in wenigen Strichen und Parallelschraffuren ein treffliches Bild von weiblicher Koketterie und Anmut hervorzaubert. Manche Szenen scheinen dem privaten Lebensbereich des Künstlers entnommen zu sein, wie die wundervoll beobachtete Darstellung der einander umarmenden Mutter und Tochter oder das schlichte, schmucklose Portr?t einer sitzenden Frau auf einer Gartenbank. Meil zeigt uns die friedliche und fast kleinst?dtisch wirkende Welt des friderizianischen Berlin, weitab von revolution?ren Wirren und gesellschaftlichen Konflikten. In seiner erfrischender Wahrhaftigkeit und Bescheidenheit ist es ein einmaliges Dokument des bürgerlichen Lebensmilieus zur Zeit der Aufkl?rung.Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmef?llen im Katalog angegeben ist.Please ask for condition reports for individual lots, as the condition is usually not mentioned in the catalogue.