KARL RAUPP 1837 Darmstadt - 1918 München Abendgebet am Ufer der Fraueninsel ?l auf Leinwand (doubl.). 81 x 159 cm (R. 93 x 171 cm). Signiert, datiert und bezeichnet unten rechts 'K. Raupp München 1883'. Part. winzigste Farbverluste, rest. Rahmen. In der Abendd?mmerung hat sich die Familie auf dem Feld nahe dem Ufer des Chiemsees zusammengefunden. Am Horizont erkennt man die Kirche von Gstadt, deren Glocken das Ende des Arbeitstages einl?uten. Mit geschlossenen Augen und gefalteten H?nden steht die junge B?uerin ins Gebet versunken, den Rechen im Arm. Noch intensiver in der Andacht hat sich die Gro?mutter dem Kirchengel?ut zugewandt. Sie kniet mit dem Rücken zum Betrachter, die H?nde vor der Brust verschr?nkt. Auch der Gro?vater h?lt inne, voller Respekt hat er für diesen Moment den Hut vom Kopf genommen. Spürbar legen sie in ihr Gebet alle Dankbarkeit für die gute Ernte des vergangenen Tages. Die Stimmung des Augenblicks ist feierlich und doch ambivalent. Denn so and?chtig sich die Erwachsenen geben, so gel?st und unbehelligt erscheinen die Kinder, denen sich die Bedeutung des Ritus noch nicht erschlie?t. Das M?dchen zur Rechten beobachtet die betende Gro?mutter mit erkennbarer Verwunderung. Die Kleine zur Linken steht zwar ebenfalls mit gefalteten H?nden, doch scheint es eher ein Spiel, die Imitation des Tuns der Erwachsenen. Ein kleiner Junge tollt w?hrenddessen mit seinem Hündchen ausgelassen im Gras. Das Kleinste, kaum alt genug zum Stehen, blickt keck hinauf zur Mutter. Den Chiemsee lernte der aus Darmstadt stammende Karl Raupp 1869 kennen. Sein fulminantes malerisches K?nnen als Meisterschüler Karl von Pilotys zeigt sich in der brillanten Charakterisierung verschiedener Lebensalter. Trotz der Betonung genrehafter Aspekte rückt die Schilderung der Chiemseelandschaft rund um die Fraueninsel keineswegs in den Hintergrund, sondern nimmt einen gro?en Teil der Komposition ein. Der sich dem Ende zuneigende Sommerabend hüllt die Szenerie in mildes Licht und verleiht ihr eine liebliche Farbigkeit. Das Gem?lde entstand unverkennbar auf dem H?hepunkt des künstlerischen Schaffens Karl Raupps als Professor an der Münchner Akademie. In seinem imposanten Format macht es die liebevolle Anteilnahme des Malers an den Menschen vom Chiemsee und deren Alltagsleben greifbar. Die tiefe Verbundenheit mit seiner Wahlheimat brachte ihm den Beinamen 'Chiemsee-Raupp' ein. (SP) Provenienz: Rheinische Privatsammlung.